Mailied

Gattung: Sommerlieder
Sprache: Deutsch
Text: Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Musik: ?
1. Der Apfelbaum prangt grün und weiß
Auf zartbegras'ter Weide;
Der Wonneruf des schönen Mais
Weckt uns zu sanfter Freude.
Doch, wird des Frühlings Wiederkehr
Uns alle hier vereinen?
Ach! wessen Stätte trau'rt dann leer?
Und wen muß man beweinen?

2. Uns atmen Blumen Wohlgeruch,
Die Kelch und Tafel schmücken;
Noch süßer, die am Busentuch
Des holden Mädchens nicken.
Ach! Blumen, die, auf welchem Land?
Aus weichem Kraute sprießen,
Wird einst getreuer Freundschaft Hand
Auf unsre Hügel gießen!

3. Die Rose bleicht, die Mädchen krönt,
Es bleicht der Mädchen Locke;
In froher Hirten Flöte tönt
Des Dorfes Totenglocke;
Die Jugend tanzt, im Abendlicht,
Froh um des Platzes Maie;
Doch ihren Reigen unterbricht
Der Grabgeleiter Reihe.

4. Der stille Vollmond schien so klar
Durch blühende Syringen,
Wo jüngst Verlobte, Paar und Paar,
In lauer Dämm'rung gingen;
Seitdem erscholl vom Turm herab
Das traurige Geläute;
Der Mond bescheint das frische Grab
Der früh gestorb'nen Bräute.

5. Gefährten, ach! die Stunde naht,
Wo wir auch müssen scheiden!
Bestreut indes den kurzen Pfad
Mit Blüten reiner Freuden.
Seid gut! Der Unschuld strahlt das Ziel,
Von Abendrot umgeben,
Und jedes edlere Gefühl
Folgt uns zum bessern Leben.


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